Sing aloud! Time to celebrate

 

Jedes Jahr etwas Neues. In der Adventskammer nimmt die Kantorei Wülfrath uns mit auf eine musikalische Reise in nahe oder ferne Regionen. Sie ist etwas Festes in der Stadt, sozusagen vorweihnachtliches Ritual und Kult. Eben eine Wülfrather Tradition.

 

Auch im 24. Jahr erfindet das große Ensemble unter der Gesamtleitung von Thomas Gerhold, Kantor der ev.-ref. Gemeinde Wülfrath, sich wieder neu. Großartig!

 

Das Kammerorchester Essen und die Kantorei sind bekannte Größen. Unter den Musikern finden sich 2017 Bernd Liffers (Keyboards), Radion Dubirnyi (Trompete) und Veith Kloeteres (Percussion). Zum ersten Mal ist auch der Jugendchor (Jugendkantorei) der Gemeinde vertreten. 3 junge Frauenstimmen begleiten den Kirchenchor bei ausgewählten Stücken. Herausragend wird ihre Soloeinlage bei "Make me merry" sein. Lange hatte Gerhold diesen Part mit ihnen einstudiert, der im Original von einer Sopranistin gesungen wird. Und diese Arbeit lässt sich hören. Sicher im Text und den Tönen trägt der Jugendchor seinen Part vor. Eine Leistung, die definitiv auf einer Ebene mit dem Orginal steht! Klasse! Diese neue frische Zusammenstellung bewirkt eine klangvolle und abwechslungsreiche Interpretation der Stücke aus "Stella Natalis".

 

"Stella Natalis", Stern der Geburt, das erinnert zuerst an bekannte Weihnachtsoratorien. Doch die Handschrift des Walisers Karl Jenkins ist eine andere: Eine Prise Popmusik gemischt eindrucksvoller Orchestermusik und Solisten. Diesmal lud der Chor als Projekt Interessierte ein, am 2. Adventswochenende mitzuwirken. Eine Handvoll neuer SängerInnen konnte für die beiden Konzerte hinzugewonnen werden.

 

Sie präsentierten 8 Stücke, eigens von Thomas Gerhold für die Konzerte bearbeitet, aus Jenkins Oratorium. Wie in jedem Jahr runden ein gemeinsames Lied mit den Besuchern und das "Transeamus" den musikalischen Teil ab. Diakon Anhut streut passend in das Konzert weihnachtliche Geschichten ein. Sie bringen die Menschen zum Schmunzeln, regen aber zum Innehalten an. Damit sind auch Übergänge von vorgetragenen Balladen zu schnelleren Stücken gelungen.

 

Schon die Eröffnung mit "Celebro" wirkt gewaltig: Preiset die Familien und die Liebe auf der Welt. Es sind diese Sachen die Menschen auf dieser Welt verbinden. „Lullay“, ein Wiegenlied nimmt uns mit zum Stall vom Bethlehem. Sanft und leise trägt der Chor die Hoffnung auf den gerade geborenen Retter und Erlöser vor. Dass Lobpreis auch piano geht zeigt uns "Laudamus te". Die verbindenden Kräfte und die Brüderlichkeit der Völker, die Jenkins beschwören möchte, setzt er auch in kirchlichen Bezug mit "The Protector". In Anlehnung an Psalm 121 singt der Chor den Herren, als Beschützer, an.

 

Mit "Wintertide" und "From our earth" schlagen Sänger und Musiker klassische bis moderne Töne an. Motive sind hier "Väterchen Frost" und der Stern von Bethlehem. Grandios sind die Streicherbegleitung und filigrane Untermalung des Perkussionisten, während der Chor von Schlittenglocken, Schneeflocken und einem winterlichem Wald sind. In Wintertide steckt noch mehr: Das Zusammenspiel der Stimmen in Form von Einwürfen ("so icy" und "icy old) mit den Motiv "Jack Frost" erstaunt. Verschiedene Texte und Tempi treffen aufeinander. Als das Stück noch rasanter wird kann der Zuhörer sich mit "J-J-J-J Jack Frost" und dem ausgezeichneten Vibrato des Wortes „cold“ wirklich einen frierenden Spaziergänger im Winter vorstellen. Der Erfolg monatelanger Proben ist deutlich erkennbar.

 

From our earth“ nimmt uns mit auf eine weitere Reise: Aus dem All blicken wir hinab auf unsere Erde. Der Chor schafft Fantastisches mit Streichern und Perkussionist: Gaswolken erwachen scheinbar zum Leben, ein Planet wird "geboren". Wir können uns wirklich vorstellen wie Galaxien sich drehen. Wir schauen auf die Milchstraße, kraftvoll begleitet von Streichern und Männerstimmen. Und ich fühle mich auf einmal ganz klein auf dieser Welt angesichts der Größe des Universums. Doch dass lässt uns nicht in Angst verzweifeln, denn die Sonne und der Stern von Bethlehem scheinen hell über uns. Denn diese beiden Sterne schenk(t)en uns Leben.

 

Sleep child of winter“ holt uns wieder ins Jetzt zurück: Das Wetter passt an diesem Wochenende zu dem winterlichen Konzert und diesem Lied. „Lacus lenitatis“, der See der Sanftheit auf dem Mond ist ein erstarrter Lavasee, der wie der Himmelkörper selbst, über die Wiege des Kindes wacht, bis wir das Kind des Lichtes brauchen. Ein sehr schönes Bild. In Make me marry, steht das fröhliche Feiern des Weihnachtsfestes im Vordergrund. Hier wird bewusst: Thomas Gerhold weiß, wie man Stücke arrangiert! Die Stimme der Sopranistin singt der Jugendchor klar und sicher. Dazu müssen Streicher und Schlagwerk genauso harmonieren und sich in das Klangbild einfügen, wie die Einwürfe und kurzen Soli des Trompeters. Ein unglaublicher Klangteppich. Besonders, als Kantorei und Jugendchor in der zweiten Hälfte zusammensingen. Man möchte diese Zusammenstellung feiern, so mitreißend ist sie. „But to the stocks (then let him go)“, dieser gerufene Einwurf stammt aus der Feder von Gerhold [frei übersetzt: sondern lasst ihn zu den Vorräten gehen].

 

Am Ende der "Wülfrather Stella Natalis" steht das "Dona nobis pacem" (Gib uns Frieden). Wir rufen das Lamm Gottes (Jesu) um Erbarmen an, er möge uns Frieden gewähren. Zum Schluss zeigte die Kantorei noch mal, dass sie hohes Niveau beim Singen beherrscht. Versetzt riefen die Chorstimmen um Frieden an, während das "pacem" als musikalisches Thema im komplett anderen Rhytmus vorgetragen werden musste. 

 

Am Ende feiern Hunderte Zuhörer die Mitwirkenden mit stehenden Ovationen.  Zum Programm gehören aber noch das gemeinsame Weihnachtslied. In diesem Jahr erkling „Freu dich, Erd und Sternenzelt“. Das Rudelsingen darf ebenso wenig fehlen, wie das „Transeamus“.

 

In der Zugabe darf einmal der Jugendchor mit "Make me marry" natürlich micht fehlen. Am zweiten Abend feiern die Besucher die Kantorei erneut und freuen sich noch einmal über „From our earth“

 

Sing aloud time to celebrate!

 

Die Kantorei Wülfrath 

(© Text: Björn Apfelbeck, Foto: privat)

 

 

 

 

 

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